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AIDA erforscht Nutzung digitaler Assistenzsysteme

Aktualisiert: 10. März

Beitrag auf der Webseite der EvH Bochum von Carla Westenberger:


Eine Wohnungstür, die über mehrere Stunden offen steht, keine Bewegung in der Wohnung bis zum Mittag, ein ungewöhnlicher Blutdruck oder eine Herdplatte, die nicht ausgeschaltet wird - all dies sind Szenarien, die bei älteren Menschen auf eine Gefahrensituation hinweisen können. Im Forschungsprojekt "Akteurszentrierte Integration Digitaler Assistenzsysteme" (AIDA) der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe und dem Praxispartner Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen werden technische Hilfsmittel zusammen mit Pflegediensten, Angehörigen und Menschen mit Hilfs- und Pflegebedarf ausgewertet. Dafür werden in den Wohnungen verschiedene Hilfsmittel nach individuellem Bedarf installiert, die dann auf Gefahren hinweisen können. Ziel dabei ist es, den Pflegeprozess zu unterstützen und den Bewohner_innen ein möglichst selbstständiges, sicheres Leben zu ermöglichen. Häufig werden dazu Sensoren eingesetzt, die beispielsweise die Aktivität messen oder Vitalwerte nach einer Messung anzeigen und speichern. Einsatzmöglichkeiten gibt es viele. Manuel Schlifski, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt, erläutert: "Es gibt ein zentrales Gerät in der Wohnung, auf dem Alarme, Nachrichten und Messwerte angezeigt werden. Wenn beispielsweise im Tagesverlauf keinerlei Aktivität im Flur gemessen wurde, von dem sowohl Küche als auch Bad und die Wohnungstür abzweigen, ist dies ein ungewöhnliches Muster. Es besteht der Verdacht, dass die Person Hilfe benötigt. In diesem Fall wird ein Alarm ausgelöst, der in der gesamten Wohnung zu hören ist. Reagiert die Person darauf nicht, wird eine Nachricht an die hinterlegte Person übermittelt - beispielsweise an einen Pflegedienst oder Angehörige. Umgekehrt können auch Nachrichten an den/die Bewohner_in geschickt werden. Über eine App auf dem Handy lässt sich unkompliziert eine Nachricht senden, die z.B. die Verspätung der Pflegefachkraft anzeigt". Dem Team ist es wichtig, nicht nur auf bestehende Literatur und das Wissen von Technologiepartnern zurückzugreifen, sondern insbesondere diejenigen mit einzubeziehen, die es betrifft: Bewohner_innen, Angehörige und Pflegedienste. "Wir möchten so viel Partizipation wie möglich! Wir schulen alle Beteiligten im Umgang mit den technischen Hilfsmitteln, denn durch die Qualifizierung ist das Mitgestalten erst möglich. Wenn ich weiß, welche Funktionen es gibt, kann ich überlegen: Was benötige ich? Wie kann ich bestmöglich unterstützt werden? Das Feedback über Barrieren und die Ideen von Fachkräften und Nutzer_innen sind für das Forschungsprojekt besonders wichtig", betont Projektleiterin Prof. Dr. Andrea Kuhlmann von der EvH Bochum.

Dieser Forschungsprozess wurde ebenfalls Studierenden aus dem Studiengang Pflegewissenschaft der evangelischen Hochschule aufgezeigt. Mit ihrer Seminargruppe besuchten sie die Modellwohnung, die mit unterschiedlichen Sensoren ausgestattet ist und begutachteten sie aus professioneller Perspektive. Da fast alle in der Akutpflege z.B. in Intensivstationen tätig sind, betonten sie das präventive Potenzial der technischen Hilfssysteme: "Wenn die Messung des Blutdrucks einen zu hohen oder zu niedrigen Wert anzeigt, ist es wichtig, dass die Patient_innen nicht zusätzlich ein Medikament nehmen, dass ihre Symptome verschlimmert. Ein entsprechender Hinweis kann vielleicht verhindern, dass sie ins Krankenhaus müssen.", so eine Studentin. Projektleiterin Prof. Dr. Andrea Kuhlmann weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Auswertung durch eine Maschine nicht dazu führen soll, die Medikation zu verändern. Jedoch könne in diesem Fall über das System eine Nachricht an die zuständige Pflegefachkraft übermittelt werden, die dann Kontakt mit der betroffenen Person aufnimmt. Auch Hindernisse in der Nutzung wurden dabei diskutiert. So bedenkt eine Studentin: "Es gibt so unterschiedliche Krankheitsbilder und bei einigen kann ich mir diese technische Unterstützung nur schwer vorstellen. Ebenso, wenn es nur wenige Informationen zum Alltag der Person gibt. Dann kann es vielleicht zu Fehlalarmen führen. Bei leicht beeinträchtigen Personen, die eine enge Bindung zu Angehörigen oder der Pflegefachkraft haben, kann ich mir den Einsatz aber gut vorstellen.“


Momentan werden weitere Personen mit Hilfs- oder Pflegebedarf gesucht, die im Kreis Recklinghausen selbstständig in einer Wohnung leben. Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen finden Sie unter den FAQs .

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