Wie auch schon 2022 war das Projekt AIDA in diesem Jahr erneut auf Tagungen und Kongressen vertreten. Dabei hatten Projektmitarbeiter:innen nicht nur die Gelegenheit aktuelle Projektfortschritte zu präsentieren, sondern kamen auch mit anderen Projekten und Forscher:innen in Kontakt. Dabei ist es zu regem Austausch zu den Themen Gesundheit, Pflege und Digitalisierung gekommen. Den Auftakt machte die Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG), welche am 21.09. in Vechta stattfand.
Prof.‘in Dr.‘in Andrea Kuhlmann und Manuel Schlifski präsentierten den aktuellen Stand des Projektes. Dabei ging es um relevante Denkansätze zur Implementierung von digitaler Technik in ambulante Pflegeprozesse und um einen Einblick in die Forschung von AIDA. Zunächst wurde aufgezeigt, dass Kompetenzentwicklung von Pflegekräften maßgeblich für die Implementierung digitaler Assistenzsysteme in ambulante Pflegeprozesse ist. Das kann durch einen Blick in die Literatur begründet werden. So wurde in früheren Forschungen identifiziert, dass mangelnde Kompetenzen eine Implementierungsbarriere für digitale Innovationen seien (Geier et al., 2020), mit Kompetenzentwicklung die Chance zur Erhöhung von Nutzenwahrnehmung und Akzeptanz erreicht werden könne (Kuo et al., 2013) und, dass es Nachholbedarfe in Bezug auf digitale Kompetenzentwicklung in der deutschen Pflegeausbildung gäbe (Wippich & Klein, 2022). Ergänzt wurde dieses Bild durch eigene Forschungsergebnisse. So gibt es im Projekt AIDA Hinweise, dass die Bedeutung mit digitalen Technologien gut umgehen zu können für Pflegekräfte insgesamt einen hohen Stellenwert hat und gleichzeitig aber auch Nachholbedarfe in Bezug auf digitale Kompetenzen von Pflegekräften artikuliert werden.
(Aufsteller der DGGG "Diskontinuitäten im Alter" - Foto: Projekt AIDA)
Um den Entwicklungsbedarfen im Zusammenhang mit digitalen Kompetenzen von Pflegekräften gerecht zu werden, gibt es wichtige Ansätze, um die Implementierung von digitalen Assistenzsystemen in die ambulante Pflege des Praxispartners (Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen gGmbH) erfolgreich zu gestalten. So wurde von den Schulungsangeboten im Rahmen des Projektes berichtet. Diese umfassten zum einen eine allgemeine Schulung zur Nutzung eines Tablets, um die Kompetenzen im Umgang mit digitalen Endgeräten zu verbessern. Zum anderen wurden in Zusammenarbeit mit dem Technikpartner Schulungen angeboten, um den Pflegekräften die Funktionsweise und Potenziale des verwendeten digitalen Assistenzsystems näher zu bringen. Außerdem wurde die wohn@rt im Matthias-Claudius-Zentrum in Oer-Erkenschwick vorgestellt. Diese Modellwohnung fungiert als praktisches Anschauungsbeispiel für den Einsatz des sensorgestützten Assistenzsystems und steht Pflegeakteuren sowie allein weiteren Interessierten jederzeit offen. Für weitere Informationen zu wohn@rt klicken Sie bitte hier.
Der 20-minütige Vortrag von AIDA war eingebettet in die Session „Pflegerische Versorgung“. Die anderen Beiträge beschäftigten sich mit dem Einsatz von Robotik in der stationären Pflege (Krebs & Hasseler, 2023), dem Einfluss von digitalen Plattformen auf die ländliche Versorgungsqualität in der Pflege (Saße, 2023) und die Nutzung eines digitalen Pflegebettes in der stationären Langzeitpflege (Ruppert & Hasseler, 2023). Zum gesamten Programm sowie Abstracts zu allen Beiträgen der Fachtagung gelangen Sie hier.
Im Austausch mit den Teilnehmenden und anderen Referent:innen zeigte sich, dass bei der Implementierung von digitaler Technik im Kontext von Pflege in vielen Bereichen Herausforderungen auftreten, die sich beispielsweise auf ethische Implikationen, technische Einschränkungen oder Besonderheiten des Pflegekontextes beziehen. Gerade in Bezug auf Letzteres wurde das Projekt AIDA in seinem Forschungsansatz bestärkt, da die ambulante Pflege im Vergleich zur stationären Pflege in der Forschung zur digitalen Entwicklung deutlich unterrepräsentiert zu sein scheint.
Geier, J.; Mauch, M.; Patsch, M.; Paulicke, D. (2020): Wie Pflegekräfte im ambulanten Bereich den Einsatz von Telepräsenzsystemen einschätzen - Eine qualitative Studie. In: Pflege 33 (1), S. 43–51. DOI: 10.1024/1012-5302/a000709.
Krebs, S.; Hasseler, M. (2023): Der Einsatz eines Roboters in der stationären Langzeitpflege und seine Auswirkung auf die (Dis)Kontinuitäten in der Versorgung von Pflegeheimbewohnenden. In: https://dggg-ft.aey-congresse.de/programm/session/pflegerische-versorgung.html
Kuo, K.-M.; Liu, C.-F.; Ma, C.-C. (2013): An investigation of the effect of nurses’ technology readiness on the acceptance of mobile electronic medical record systems. In: BMC Medical Informatics and Decision Making 2013, 13:88.
Ruppert, S.-N.; Hasseler, M. (2023): Das digitale Pflegebett in stationärer Langzeitpflege – eine empirische Erhebung zu den multiplen Herausforderungen. In: https://dggg-ft.aey-congresse.de/programm/session/pflegerische-versorgung.html
Saße, M. (2023): Einfluss digitaler Plattformen auf die Pflegequalität in ländlichen Räumen. In: https://dggg-ft.aey-congresse.de/programm/session/pflegerische-versorgung.html
Wippich, A.; Klein, M. (2022): „Robotik und KI in der Pflege“ als Lerneinheit in der generalistischen Pflegeausbildung – Desiderat, Bedarf und pflegerische Wirklichkeit. In: Mario A. Pfannstiel (Hg.): Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 821–833.